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Pressemittelung im August 2023, woraus auch ein Teil als Leserbrief in der Walsroder Zeitung stand

Zuvor gab es einen sehr guten Bericht in der Walsroder Zeitung mit folgender Überschrift:

„Knallgeräusche“ auf dem Bohrplatz – Neue Erdgas-Bohrung wird vorbereitet

(zum Artikel (lesbar leider nur mit Abo): Neue Erdgas-Bohrung wird vorbereitet - Heidekreis - Walsroder Zeitung (wz-net.de))

Alle reden vom Ausstieg aus den fossilen Energieträgern und unsere rot-grüne Landesregierung befürwortet jetzt noch den Einstieg in neue Bohrungen. Und das vor dem Hintergrund, dass diese Landesregierung einen Gesetzesentwurf eingebracht hat, wodurch Niedersachsen bereits im Jahr 2040 klimaneutral sein will, bisher war es noch 2045.  Die Treibhausgasemissionen sollen dabei bereits bis 2030 um 75 % und bis 2035 um 90 % im Vergleich zu 1990 gesenkt werden. Neue Bohrungen passen da nicht unbedingt zu.

Noch vor einem Jahr sprach man von Gasmangel und Versorgungssicherheit – zu Recht -, aber das hat sich bis heute grundlegend geändert. Robert Habeck hat mehr Flüssigerdgas (LNG) eingekauft, als wir durch den Stopp der Lieferungen aus Russland verloren haben. Für die Verarbeitung von Flüssigerdgas sind bereits die ersten Terminals an den Start gegangen. Darüber hinaus bekommen wir von den anderen Lieferländern deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Alles nachzulesen unter Veröffentlichungen der Bundesregierung. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sagt dazu: „Stand heute haben wir keine Gasmangellage und befürchten auch keine. Wenn nun in den kommenden Wintern Temperatureinbrüche zu erwarten wären, wären wir mit den bereits geleisteten Maßnahmen und neu geschaffenen Kapazitäten abgesichert“. Hierzu auch ein sehr interessanter Beitrag der „tagesschau“ vom 9. August 2023, u. a. zum Thema EU-Gasnotfallplan und eben der Aussage, dass die große Katastrophe abgewendet werden konnte, Deutschland hätte 16 % Erdgas im Jahr 2022 eingespart, die Speicher seien bereits jetzt zu 90 % gefüllt und die Preise würden rasant sinken.

Gerade auch das neue Gebäudeenergiegesetz (Heizungsgesetz) wird dafür Sorge tragen, dass die Preise für fossile Heizstoffe sinken werden. Und der Gaspreis ist entscheidend für die Investition in eine neue Bohrung. Die Betreiber schauen nur auf ihren Gewinn, nicht auf Versorgungssicherheit.

Die Kritiker von zugekauftem Flüssiggas weisen aber zu Recht auf die Emissionen beim Transport hin und auch, dass große Mengen davon durch Fracking gefördert werden. Dass ist aber auch unserem grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck bekannt und trotzdem hat er es eingekauft.

Seit Jahren gibt es in den betroffenen Gebieten erheblichen Widerstand gegen Bohrungen, zahlreiche Bürgerinitiativen haben sich gebildet, Resolutionen von Städten und Gemeinden - auch vom Heidekreis - wurden verabschiedet. Insbesondere die gesundheitlichen Schäden stehen dabei im Vordergrund. Nicht umsonst startet die Landesregierung in diesem Jahr eine neue Messkampagne an Bohrstellen in allen betroffenen Landkreisen. Insgesamt stellt das Land dafür 12,5 Mio.€ zur Verfügung. Unsere Landtagsabgeordneten sind sich also nicht sicher, ob die bisherigen Gutachten die richtigen Ergebnisse gebracht haben. Die neuen Messergebnisse – gerade auch wegen neuer Messmethoden - sollten daher besser abgewartet werden, ein Moratorium wäre sinnvoll.

Am Ende möchte ich noch kurz darauf hinweisen, dass das bei uns geförderte L-Gas (80-87 % Methan) nur dem H-Gas (87-98 % Methan) – womit jetzt unsere Heizungen laufen – beigemengt werden kann. Die genannte Fördermenge in Kroge soll für 100.000 Haushalte im Jahr reichen, bei 20.000 kwh Verbrauch im Jahr. Dafür würden 3 große Tanker benötigt, so Vermilion-Sprecher Björn Wechsel in dem Artikel. Der erste LNG-Tanker in Wilhelmshaven war die Höegh Esperanza mit Flüssiggas aus Nigeria, sie hatte bereits für 80.000 Haushalte Gas an Bord und es gibt noch deutlich größere Tanker. Eine unvorstellbar große Menge auf einem Schiff.

Ich hoffe, dass die geplanten neuen Bohrungen noch abgewendet werden können, Gründe dafür gibt es genug.

Hans-Heinrich von Hofe

Aktionsbündnis gegen Gasbohren Bad Fallingbostel