Für den kanadischen Konzern Vermilion Energy ist die Sache klar, sie bieten 100%ige Sicherheit mit ihren geplanten Bohrungen. Die Präsentation war auch so überzeugend, dass ein unbedarfter Zuhörer das glauben könnte. Hier und da sprachen sie von möglichen Risiken, die sie aber sofort im Griff hätten.
Aber warum gibt es dann so viel Widerstand, ob nun durch das Aktionsbündnis gegen Gasbohren Bad Fallingbostel oder den unzähligen Bürgerinitiativen im Land; egal wo nach Gas gebohrt wird oder werden soll - bildet er sich durch alle Bevölkerungsschichten hinweg.
Und leider bestätigen die vielen Probleme und Störfälle durch Bohrungen diesen Widerstand. Wer sich mal die Zeit nimmt, danach zu googeln, findet unzählige solcher Vorfälle im Netz. Und auch in Walsrode gingen viele Fragen in diese Richtung und zeigten die Sorgen und Ängste der Bürger auf.
Und nicht umsonst gibt es gerade eine aktuell beginnende Messkampagne des Landes Niedersachsen mit modernsten Messmethoden, um einen Zusammenhang zwischen den Bohrungen auszuschließen oder doch nachzuweisen. Dafür sind vom Land 8.1 Mio.€ bereitgestellt, der Untersuchungszeitraum geht bis zum Jahr 2030. Die Landespolitik ist sich also auch nicht sicher und stellt die vielen bisherigen Gutachten infrage.
Genauso hat auch der Kreistag im Heidekreis große Sorgen um die Umwelt und Gesundheit seiner Bürger. Er beschloss im September 2020, dass in Vorranggebieten zur Trinkwasserförderung nicht gebohrt werden darf und auch, dass eine UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung mit Beteiligung der Öffentlichkeit) und ein Grundwassermonitoring Pflicht sind. Im Vorfeld wurde bereits die viel angesprochene Resolution gegen neue Gasbohrungen vom Kreistag und so einigen Kommunen verabschiedet. Darin sind 17 Forderungen genannt, wenn es dann doch zu Bohrungen kommen sollte.
Zudem lehnen zahlreiche Bundes- und Landespolitiker weitere Bohrungen ab. Ich baue da u. a. auf unseren Umweltminister Christian Meyer, der sich gegen neue Bohrungen im Heidekreis ausgesprochen hat und auf unseren Wirtschaftsminister Olaf Lies in Hannover.
Hören oder lesen wir nicht auch jeden Tag etwas über die Klimakrise, Erderwärmung und all die schrecklichen Meldungen über immer häufiger werdende Katastrophen durch Feuer, Wasser und Sturm. Wir müssen handeln und die Bundespolitik tut es. Deshalb hoffe ich auch in unserem Fall auf unsere Bundes-Umweltministerin Steffi Lemke, die sich schon sehr kritisch zu den Bohrungen im Wattenmeer geäußert hat und auf unseren Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck.
Natürlich hat sich durch den Krieg und dem fehlenden Gas aus Russland die Lage verändert; vor einem halben Jahr hatten wir eine Gas-Mangellage, die Preise schossen in die Höhe und jeder hatte Angst vor der Zukunft. Mittlerweile hat sich aber alles wieder entspannt. Wir haben keine Not- oder Mangellage mehr. Wirtschaftsminister Habeck hat genügend Gas eingekauft und wir alle haben parallel dazu deutlich Gas eingespart.
Die erneuerbaren Energien werden durch die Krise deutlich schneller kommen als noch vor dem Krieg. Sie lösen Kohle, Öl und Gas ab. Alles wird dahingehend mit Druck angeschoben, wir lesen und hören es jeden Tag. Niedersachsen will 2040 unabhängig von Erdgas sein.
Wir brauchen also hier bei uns in der Heide keine weiteren Bohrungen, wo sich neben uns Bürgern auch viele Touristen wohl fühlen wollen.
Vermilion will bei uns bohren, weil der Preis für Gas jetzt hoch genug sei, um ordentlich Gewinn zu machen, bei 9-10 € für eine MWh lohnte es sich nicht, so der Deutschland-Chef von Vermilion auf der Veranstaltung in der Stadthalle. So viel zur Versorgungssicherheit durch Vermilion im Heidekreis. Es geht nur um Geld und Profit.
Hans-Heinrich von Hofe - Riepe, Bad Fallingbostel